Mittwoch, 21. August 2024
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    HomeGeschlechtskrankheitenHIV/AidsRKI: Leichter Anstieg bei HIV-Neuinfektionen unter schwulen und bisexuellen Männern

    RKI: Leichter Anstieg bei HIV-Neuinfektionen unter schwulen und bisexuellen Männern

    Rund 2.200 Menschen haben sich im letzten Jahr in Deutschland wahrscheinlich mit HIV infiziert. Diese Schätzung hat nun das Robert Koch-Institut veröffentlicht. Bei Männern, die Sex mit Männern haben, ist die Zahl der geschätzten Neuinfektionen leicht gestiegen.

    Jedes Jahr schätzt das Robert Koch-Institut (RKI) die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland und von Menschen deutscher Herkunft, die sich im Ausland angesteckt haben. Diese Schätzung ist wichtig, weil die Diagnose unter Umständen erst Jahre danach gestellt wird.

    Die Zahlen sind ähnlich hoch wie vor der Corona-Pandemie

    Für das vergangene Jahr schätzt das RKI die Zahl der HIV-Neuinfektionen auf 2.200 Personen. Das seien ähnlich viele wie vor der Corona-Pandemie. „Die neuen Zahlen verweisen deutlich auf Stärken und Schwächen der deutschen HIV-Prävention. Wirksame Methoden gilt es nun zu verstärken, Lücken dringend zu schließen“, so Sven Warminsky, Vorstandsmitglied der Deutschen Aidshilfe.

    Unter diesen Neuinfektionen sind etwa 1.200 Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). Verglichen mit der Schätzung des Jahres sind das etwa hundert mehr – im Vergleich zu 2019 sank diese Zahl aber um ein Viertel. Es sei wahrscheinlich, dass bei MSM die HIV-Präexpositionsprohylaxe (PrEP) für diesen langfristigen Rückgang verantwortlich sei, so das RKI.

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    Die PrEP hat langfristig die Ansteckungszahlen unter MSM reduziert

    Der der PrEP, die fast ausschließlich von MSM verwendet wird, nehmen Menschen mit einem erhöhten Risiko, sich mit HIV zu infizieren, täglich eine Tablette mit zwei Wirkstoffen, die eine eventuelle Vermehrung des Virus im Körper unterdrücken. 

    Seit 2019 wird die PrEP in Deutschland von der Krankenkasse bezahlt. „Die Erfolge bei schwulen Männern machen Mut, könnten aber noch größer sein“, erklärt Warminsky: „Wir brauchen mehr PrEP-verordnende Praxen, um lange Fahrwege und Wartezeiten zu vermeiden. Dafür müssen die Hürden für Ärzt*innen, die Prep als Kassenleistung verordnen wollen, weiter gesenkt werden.“

    Deutlicher Anstieg bei Ansteckungen durch heterosexuelle Kontakte

    Etwa 620 Menschen steckten sich der RKI-Schätzung zufolge bei heterosexuellen Kontakten mit HIV an. Das ist, verglichen mit dem Niveau vor der Corona-Pandemie, ein deutlicher Anstieg. 

    Rund 380 HIV-Neuinfektionen schätzt das RKI beim Drogenkonsum mit Nadeln. Diese Zahlen steigen seit 2010 langsam, aber kontinuierlich an. Dieser Anstieg sei „besorgniserregend“, so Warminsky, er verlange „dringend nach Antworten in der Prävention“.

    Zu viele Menschen wissen noch nichts von ihrer HIV-Infektion

    Eine Ansteckung mit HIV kann unbehandelt die Immunschwäche-Krankheit Aids hervorrufen. Zum Tod führt HIV bei richtiger Behandlung schon lange nicht mehr. Rund 99 Prozent der diagnostizierten HIV-Infektionen in Deutschland werden behandelt, bei 96 Prozent der Behandelten ist die Therapie erfolgreich, HIV ist dann auch nicht mehr übertragbar.

    Aufgrund der guten Behandlungsmöglichkeiten steigt die Anzahl der Menschen, die mit HIV in Deutschland leben. Das RKI schätzt deren Zahl auf 96.700 Menschen. Davon wüssten aber etwa 8.200 nichts von ihrer HIV-Infektion, schätzt das Institut.

    Denn oft werden HIV-Diagnosen erst Jahre nach der Ansteckung gestellt. Deshalb sind bei HIV die Zahlen der neuentdeckten Infektionen nur begrenzt aussagekräftig – und solche Modellrechnungen notwendig. Das HIV weist außerdem darauf hin, dass mehr Einsende- und Selbsttests helfen würden, die Zahl der unerkannt HIV-infizierten Menschen zu verringern.